So zauberhaft sieht es aus, wenn ein Architektur- und Designjuwel von Arne Jacobsen wiederbelebt wird: Wo sich einst die Herren umzogen, entstand ein Badehaus.
Man hat eine große Verantwortung, wenn es um die Renovierung eines denkmalgeschützten Arne-Jacobsen-Gebäudes geht“, antwortet Mai Pham, Eigentümerin des „Temple Sea“-Spa auf die Frage nach ihren Gefühlen bei diesem Umbauprojekt. Anfang der 1930er-Jahre hatte Jacobsen nördlich vor Kopenhagen rund um den heutigen Bellevue-Strand vor Klampenborg ein Gesamtkunstwerk konzipiert. Eine weiße Stadt mit der Wohnanlage „Bella Vista“, einem Theater und einem Strandbad, dessen Rettungstürme zu Ikonen modernistischer Architektur wurden.
Kürzlich ließ Pham die ehemalige Herrenumkleidekabine umbauen und verwandelte diese in einen Ort für Yoga, Wellness und Entspannung am Meer. „Das Gebäude stand leer und war ohne Funktion. Eine Schande für die Architektur und das kulturelle Erbe. Die Idee für das Projekt kam mir, als ich am Bellevue-Strand Yoga im Freien machte“, so Pham, die eine große Bewunderin dänischen Designs, der Architektur und des Strandbads aus den Thirties ist.
„Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, hier ein modernes Badehaus mit Sauna, Café und Lounge-Bereich zu eröffnen.“ Die Gebäudefassade und das Dach sind neu. Die ursprünglichen Fensterrahmen wurden von einem Schmied vor Ort rekonstruiert, „so wie Jacobsen sie seinerzeit entworfen hatte. Viele andere Details, wie die alten Kassenluken, Schuhregale und die Garderobennummern blieben erhalten, was nach Abschluss der Renovierung zu einer besonderen, einzigartigen und historischen Atmosphäre beiträgt.“
Als Architekt ihres Vertrauens wählte die Dänin Leif Hansen. Sein Büro Leif Hansen Arkitekter ist eine gute Adresse, wenn es um die Umgestaltung von historischen und denkmalgeschützten Gebäuden geht. „Es ist meine große Leidenschaft und die des Designstudios, weshalb wir diesen besonderen Auftrag ohne Zögern angenommen haben.
Bei dem Gebäude handelt es sich um einen einfachen Holzbau auf einem Betonfundament, der für Sommeraktivitäten gedacht war und nun für eine ganzjährige Nutzung dienen kann, ohne dass Schützenswertes dabei zerstört wurde.“ So ließ Hansen etwa hinter den sichtbaren Holzkonstruktionen eine dezente Isolierung in Form von Thermoglas installieren. Sie hält die Wärme drinnen und das Wasser draußen.
„Alle Elemente, die in das Gebäude eingefügt wurden, können auch wieder entfernt werden, und es bleibt danach so stehen, wie es immer war.“ Aber eigentlich nicht wirklich, denn es befand sich in einem schlechten Zustand, da es jahrelang leergestanden hatte. „Es fehlten Fenster und das Holz war von Fäulnis befallen.“ Nach der Restaurierung ist von außen wieder alles wie es war.
„Das Innere wurde einer neuen Funktion zugeführt“, so Hansen, und Pham betont: „Ich hatte mich von vornherein entschieden, das Badehaus mit hochwertigen Produkten von Marken wie Vola oder Duravit auszustatten. Bei der großen Anzahl von Gästen, die uns täglich besuchen, ist es wichtig, dass diese Produkte eine lange Lebensdauer haben und dem täglichen Gebrauch sowie der Belastung durch Meerwasser und Salz standhalten.
“ Im Sommer 2024 möchte sich die Unternehmerin auf die Außenbereiche rund um das Gebäude konzentrieren. „Es geht darum, die Atmosphäre des Badehauses zu unterstreichen, möglicherweise mit einem Garten im Stil von Jacobsen. Er war in der Tat ein leidenschaftlicher Botaniker und sagte einmal: „Wenn ich ein zweites Leben bekomme, möchte ich Gärtner werden.“
Spätestens an dieser Stelle sollten sich die Damen und Herren der Denkmalbehörde freuen, die das Projekt zunächst blockierten. „Man ist sich dort nicht immer darüber im Klaren, dass ein Gebäude eine Funktion haben muss, um zu überleben“, so der Architekt. „In Dänemark gibt es etwa 7.500 denkmalgeschützte Gebäude, was im Vergleich zu anderen Ländern nicht sehr viele sind. Schon aus diesem Grund kümmern wir uns gut um den Bestand.“ Sanierungen folgen einer strikten Regel: „Es geht darum, die Architektur und ihren Zweck zu verstehen. Dazu gehören Archivstudien, Vermessungen, Aufzeichnungen vor Ort. Sie definieren in der Folge die Erhaltungswerte, auf denen unsere Vorschläge basieren.“ |sd