Die „Cité Radieuse“ von Star-Architekt Le Corbusier erschließt sich nicht jedermann. Eine Ausstellung in der Wohnung Nr. 50 dagegen schon.
Als „Wohnmaschine“ wird das brutalistische Hochhaus von Le Corbusier in Marseille gerne bezeichnet. Für Bewunderer des Altmeisters ist seine „strahlende Stadt“ (Cité Radieuse) aus dem Jahr 1952 die Sehenswürdigkeit in der südfranzösischen Metropole schlechthin. Auch die beiden Enthusiasten Jean-Marc Drut and Patrick Blauwart, die einst das Appartement Nr. 50 im Wohnblock renovierten, wollten es nicht der Öffentlichkeit vorenthalten.
Temporäres Design-Museum in Marseille
Von 2008 bis 2018 öffneten sie alle zwei Jahre im Sommer ihr Appartement für Ausstellungen. Sie luden große Designer von Jasper Morrison über die Brüder Bouroullec und Konstantin Grcic bis Alessandro Mendini dazu ein, die Räumlichkeiten zu bespielen. Und dann kam die Pandemie, die eine unerwartete sechsjährige Pause zur Folge hatte. Doch nun ist es wieder so weit.
Für die Wiederaufnahme des Ausstellungszyklus wurde das Design-Duo Marie & Alexandre eingeladen. Wie die Vorgänger übernimmt das Künstlerpaar die denkmalgeschützte Wohnung und stattet sie mit eigenen Entwürfen aus. Marie Cornil und Alexandre Guillaume, die sich während der Arbeit im Studio Bouroullec kennenlernten, arbeiten unter anderem mit Metall, Glas und Keramik.
Ihre Leuchtobjekte aus extrudiertem und lackiertem Metall scheinen der Schwerkraft zu trotzen. Die in Zusammenarbeit mit dem Botaniker Marc Jeanson entstandene Glasserie zitiert Pflanzen und ihre Wachstumsmechanismen. Ein Besuch von Corbusiers Cité Radieuse lohnt während der Ausstellung vom 15. Juli bis zum 15. August also doppelt.
Anschließend kommt die Ausstellung nach Paris
Wer es nicht nach Marseille schafft, kann das Oevre danach auch in Paris bewundern: Die Galerie Signé, die Marie & Alexandre vertritt, holt Exponate in ihre Räume an der Rue Bonaparte. Sie werden dort in den Kontext der Galerie gesetzt und sind zur Eröffnung der Pariser Designwoche ab 5. September zu sehen. Die Pariser Ausstellung läuft dann bis 21. Oktober 2024.