Zukunft schaffen – mit Wassertürmen für Giraffen

Zoo Architects aus China

Kann Technologie unsere Ökosysteme retten? Ein Konzept von Zoo Architects aus China will es zumindest versuchen – mit Bauwerken in der Serengeti.

Die Serengeti ist das größte natürliche Ökosystem unseres Planeten. Ihre 30.000 Quadratkilometer große Savanne, die sich im afrikanischen Tansania zwischen Viktoriasee und Malawisee erstreckt, beheimatet zahllose Antilopen, Gnus, Giraffen, Elefanten, Nashörner, Raubkatzen und Wasserbüffel sowie mehr als 300 Vogelarten. Jedes Jahr im Mai und Juni wandern die großen Pflanzenfresser von den zentralen Ebenen in die wasserreichen Gebiete des Westens, um der kommenden Dürre zu entfliehen. Ein Teil von ihnen zieht weiter ins kenianische Grasland Masai Mara, wo es auch im Hochsommer noch genug Nahrung gibt. Die Wanderungen sind ein einzigartiges Naturschauspiel.

Bauwerke gegen Trockenheit und erodierende Böden

Der Klimawandel, das Bevölkerungswachstum und andere Faktoren bedrohen jedoch auch dieses UNESCO-Welterbe. In besonderem Maße sind Giraffen betroffen, die in den offenen Akazienwäldern und Halbwüsten mit wenigen Bäumen leben. Ausgetrocknete, erodierende Böden werden dort zum Problem, weil sie immer weniger Wasser aufnehmen und halten können. Es fehlt an Wasserspeichern, die Pflanzen und Tieren helfen, die Trockenzeit zu überstehen.

Das chinesische Architekturbüro Zoo mit Niederlassungen in London, Shanghai und Tianjin hat sich eine Lösung für dieses Problem überlegt und sogenannte Wassertürme für Giraffen entwickelt („Giraffe Water Towers“). Die bis zu sechseinhalb Meter hohen Strukturen sollen aus natürlichen Materialien bestehen, wie sie von afrikanischen Stämmen seit jeher für Bauwerke verwendet werden: Auf eine Konstruktion aus Holzpfählen kommen Zweige und ein Fasertuch, um Wasser besser zu binden; darauf folgt Heu und schließlich eine Deckschicht aus Pflanzenasche, feinem Lehm und anderen Erdsubstanzen.

Natürlicher Regenspeicher und Pflanzen-Biotop

In der Regenperiode nehmen die organisch geformten Türme mit ihren Nischen und Sammelbecken genug Wasser auf, um Giraffen über längere Zeit als Tränke zu dienen. Ihr Feuchtbiotop soll gleichzeitig als Heimstatt für Kleinlebewesen dienen und das Pflanzenwachstum ankurbeln. Den optimalen Aufstellungsort finden Zoo Architects mithilfe von Algorithmen am Computer: Das Gelände wird dazu in 50 Meter große Planquadrate unterteilt, die einen gewissen Schutzabstand zu Bäumen einhalten. So sei es möglich, die Vegetation in der Savanne auszuweiten und ihre Dichte zu erhöhen, hofft das interdisziplinäre Team aus Architekten und Stadtplanern.

Kommt es in der Trockenzeit zu einem Feuer – was in der Serengeti häufiger passiert – können die Wassertürme abbrennen, ohne Schadstoffe zu hinterlassen. Im Gegenteil: Es entsteht neue Nahrung für Pflanzen sowie ein bodenverbessernder Effekt. Denn wenn starke Hitze auf organische Substanzen im Boden trifft, wirkt sich das auf dessen Fruchtbarkeit und die Fähigkeit zur Wasserspeicherung aus. Schön, wenn der Mensch diese Zusammenhänge langsam versteht und sich nicht immer nur selbst zum Maßstab für Architektur oder Fortschritt macht.

Zukunft schaffen – mit Wassertürmen für Giraffen
Die Wassertürme sind mit ihrer maximalen Höhe von sechseinhalb Metern an die Größe von Giraffen angepasst. Foto: Zoo Architects
Zukunft schaffen – mit Wassertürmen für Giraffen
Eine Schicht aus Lehm, Pflanzenasche und anderen natürlichen Substanzen soll die Oberfläche haltbar und ökologisch wertvoll machen. Foto: Zoo Architects
Zukunft schaffen – mit Wassertürmen für Giraffen
Im Konzept der Türme sind neben Regen- und Trockenzeit auch natürliche Wildfeuer vorgesehen. Foto: Zoo Architects
Zukunft schaffen – mit Wassertürmen für Giraffen
Die kleinteilige Struktur der Oberflächen soll Regenwasser speichern helfen und ein lokales Biotop erzeugen. Foto: Zoo Architects

zooooarch.com