Audemars Piguet hat ein ehemaliges Parkhaus in eine Luxus-Boutique verwandelt – wo es nicht nur um den Kauf von exklusiven Schweizer Uhren geht.
Piero Lissonis Büro hat ganze Arbeit geleistet. Mitten in Mailand, ein paar Schritte von der Einkaufsstraße Via Monte Napoleone und der Piazza San Babila entfernt, errichteten Lissoni & Partners einen Tempel der Uhrmacherkunst. Das neue Domizil von Audemars Piguet liegt in den obersten fünf Etagen der Garage Traversi – über den Räumlichkeiten von Louis Vuitton, die den ehemaligen Parkhauskomplex schon letztes Jahr bezogen haben.
Nach 20 Jahren Leerstand, in denen nur gelegentlich einzelne Etagen als Ausstellungsräume dienten, findet das Gebäude von 1938 damit seine neue Bestimmung. Einst im Stil des italienischen Rationalismus erbaut, prägt seine geschwungene Fassade das Stadtbild bis heute. Eine Dynamik, die das Team um den Architekten und Designer Piero Lissoni ins Innere übertrug. Dort verbindet eine imposante, skulpturale Wendeltreppe aus Stahl die fünf Stockwerke des „AP House“ miteinander – eingefasst von einem Halbrund aus hinterleuchtetem Onyx.
Das Interieur greift Motive der Zifferblätter auf
Wiederkehrendes Gestaltungsmerkmal in den Räumen sind Quadrate mit einem Karomuster, das an Zifferblätter der Royal-Oak-Kollektion von Audemars Piguet erinnert. Deren charakteristischer Gittereffekt wird von Hand in einem speziellen Verfahren aufgebracht, das heutzutage nur noch wenige Uhrmacher beherrschen, Fachleute sagen „guillochiert“. Audemars Piquet nennt sein Guilloché-Motiv „Tapisserie“, vom französischen Wort für Wandteppich. Es gibt kleine Quadrate (Petite Tapisserie) und größere (Grande, Méga Tapisserie), die sich nun als Motiv auch an den Wänden und maßgefertigten Vitrinen des neuen Store wiederfinden.
Dachgarten, Restaurant, Bibliothek und mehr
Die Bezeichnung als Laden oder Geschäft wird dem AP House allerdings nicht gerecht. Neben Verkaufsräumen und Büros beherbergt der Komplex mit Dachgarten auch kleine, intime Clubs, eine Bibliothek, ein Restaurant, Lounges und einen Bereich, in dem Liebhaber ihre Privatsammlung ausstellen können. In eigenen Werkstatträumen lassen sich Kunsthandwerker der Uhrenmanufaktur bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen.
Das alles verpackt in ein ebenso distinguiertes wie aufsehenerregendes Ambiente. Lissoni & Partners ist es gelungen, die Mailänder Architektur des frühen 20. Jahrhunderts mit Design-Einflüssen der 1960er- und 70er-Jahre zu verbinden. Ziemlich zeitlos, aber gerade deshalb passend für eine Uhrenmarke, die seit 1875 erfolgreich allen schnelllebigen Trends trotzt.