„Ansehen! Kunst und Design von Frauen 1880-1940“ titelt die aktuelle Ausstellung im Berliner Bröhan-Museum und beleuchtet ein gesellschaftliches Ungleichgewicht: Von rund 20.000 Objekten der Sammlung stammen nur 1.500 von Frauen. Zirka 1.000 männlichen Künstlern stehen in dieser Ära nur 90 Künstlerinnen gegenüber. Woran lag das? „Es gibt damals wie heute keine männliche oder weibliche Kunst und auch kein männliches oder weibliches Design. Die Werke von Männern und Frauen unterscheiden sich ja nicht inhaltlich oder visuell“, erklärt Anna Grosskopf, eine der beiden Kuratorinnnen der Ausstellung, und ihre Kollegin Julia Meyer-Brehm ergänzt: „Der Unterschied liegt meist in der Rezeption. Von Frauen wurde häufig anderes erwartet. In der Malerei etwa besonders Kinderbildnisse und Blumenstillleben – sie haben diese Erwartungen aber glücklicherweise oft unterlaufen. Frauen wurden oft unterschätzt und ihre Leistungen nicht als gleichwertig anerkannt – obwohl sie es natürlich waren. Diese Fehleinschätzung zu korrigieren ist Aufgabe der Kunstgeschichte und damit auch der Museen.“ Den Frauen von damals nützt das nicht wirklich etwas, aber denen von heute umso mehr. Am Status quo der Kreativszene von 2022 sollte und muss weiter gearbeitet werden: „In der Tat gibt es noch zu viele Bereiche, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, beispielsweise in der Architektur. Auch im Design haben wir noch längst kein ausgeglichenes Verhältnis, in der Bildenden Kunst schon eher“, sagt Grosskopf.
Der gesamte Beitrag erwartet Sie in Ausgabe 04/2022 der WOHN!DESIGN. Ab dem 29.06. am Kiosk und auf wohndesign.de erhältlich.
TEXT: STEPHAN DEMMRICH