Ein Fotoshooting zeigt Stuhl-Klassiker und andere Sitzmöbel von Gebrüder Thonet Vienna in neuem Licht – dem Licht der Mailänder Bars und Nachtlokale.
Bugholzmöbel der Gebrüder Thonet werden heutzutage von zwei Firmen hergestellt: der Thonet GmbH im hessischen Frankenberg und Gebrüder Thonet Vienna, kurz GTV, einem italienischen Unternehmen, das auf den österreichischen Zweig der Traditionsmarke zurückgeht.
Bugholz-Möbel mit einem modernen Twist
GTV hat seinen Sitz im Piemont und ist dafür bekannt, eher mutig mit dem Erbe der Thonets umzugehen. Da werden Klassiker wie der Stocksessel von 1866 mit Wiener Geflecht (Bild oben) oder der Kleiderständer aus dem Jahr 1905 schon mal in Knallfarben lackiert. Designer-Kollektionen mit Kreativen wie India Mahdavi, AB Concept und Nichetto Studio interpretieren die Dampfbiegetechnik neu. Das zeigt jetzt auch eine sehenswerte Fotoproduktion mit dem Titel „Take Me Out“.
Der Mailänder Fotograf Beppe Brancato hat Möbel aus dem Katalog von GTV quasi ausgeführt und ins Nachtleben der Stadt begleitet. Eine Bilderserie, die an Schnappschüsse erinnert, präsentiert die Stücke in ungewöhnlicher Umgebung. Bars und Lounges der italienischen Metropole bilden den Rahmen für Stücke wie den „Stuhl Nr. 14“ – 1860 von Michael Thonet entworfen.
Stühle, die zu jedem Einrichtungsstil passen
In der legendären Camparino-Bar am Domplatz scheinen Sitzmöbel von Hermann Czech aus dem Jahr 1994 auf Nachtschwärmer zu warten. Die hellroten „Loop“-Sessel der iranisch-französischen Designerin India Mahdavi (2023) stehen im Kontrast zur holzvertäfelten Jamaica-Bar und unterstreichen gleichzeitig deren Ambiente. Im 70er-Jahre-Charme der Palinurobar im Stadteil Città Studi wirken Martino Gampers „Trio“-Hocker von 2015, als wären sie schon immer dagewesen.
Das Experiment zeigt, wie zeitlos und zeitgemäß solche Möbel in Buchholztechnik sind. Ob modern oder klassisch, dezent oder exzentrisch: Die geschwungenen Formen passen zu fast jedem Einrichtungsstil. Und Beppe Brancato, der sonst für Magazine wie „Elle Decoration“, „Icon“ und „Wallpaper“ arbeitet, hat ihren Stil perfekt eingefangen.