Eine Ausstellung in London bringt internationale Künstler zusammen, die auf der Insel gelebt und gearbeitet haben. Zwölf britische Museen nehmen daran teil.
Eigentlich werden hier Kunstwerke, Antiquitäten und andere Luxusobjekte gehandelt: Sotheby’s im vornehmen Londoner Stadtteil Mayfair zählt zu den führenden Auktionshäusern der Welt. Doch bis zum 5. Juli 2024 lassen sich die Räumlichkeiten in der New Bond Street aus reinem Kunstinteresse besuchen – ohne eine Überschreitung des persönlichen finanziellen Budgets befürchten zu müssen. Denn die zwölf Werke, um die es hier geht, stehen gar nicht zum Verkauf.
London: An Artistic Crossroads
Sotheby’s hat sich mit Art UK zusammengetan, einer gemeinnützigen Organisation für Kunsterziehung und gleichzeitig die Online-Plattform aller öffentlichen Kunstsammlungen im Vereinigten Königreich. Beide riefen gemeinsam die Ausstellung „London: An Artistic Crossroads“ ins Leben. Sie würdigt die Rolle Großbritanniens in der Kunstgeschichte und versammelt ein Dutzend Schlüsselwerke aus Museen des Landes in der Hauptstadt.
Wie der Name andeutet, geht es dabei um Kreuzwege („crossroads“), an denen das Wirken internationaler Künstlerinnen und Künstler zusammentrifft – und zwar im United Kingdom. Über die Jahrhunderte zogen das Land, seine kulturelle Vielfalt und sein Mäzenatentum Kunstschaffende aus aller Welt an. Von Hans Holbein, der aus Deutschland berufen wurde, um am Hof Heinrichs VIII. zu malen, über Sir Peter Paul Rubens und Sir Anthony van Dyck, die Karl I. zum Ritter schlug, bis Francis Bacon und Magdalene Odundo: Sie alle trugen zum kulturellen Erbe Großbritanniens bei.
Vom 17. Jahrhundert bis in die Neuzeit
Das älteste Exponat stammt aus der Zeit um 1620: Marcus Gheeraerts der Jüngere (*1561) porträtierte darin Frances Howard, Herzogin von Richmond und Lennox. Er war einer von Tausenden flämischen Protestanten, die Ende der 1560er-Jahre aus den Niederlanden nach England flohen. Trotz des Lebens in London blieb sein Malstil eindeutig niederländisch. Das Bild zeigt feinste Details, vom Stoff des Kleides bis zu den Juwelen. „Ich liebe dieses Porträt wegen seiner lebhaften Energie, aber es war das wunderschöne Schmuckstück, das mich zuerst angezogen hat“, sagte Sängerin Shirley Bassey bei Anblick des Gemäldes. „Diamanten mögen für die Ewigkeit sein, aber auch Perlen sind zeitlos – verlassen Sie sich nicht nur auf mein Wort, die alten Meister wussten das genauso.“
In der Auswahl finden sich viele Künstler deutscher Herkunft wie Johann Zoffany (*1733) mit einem Bild von 1782, das den Kunstsammler Charles Townley und drei Freunde in der Bibliothek von Westminster zeigt. Außerdem: der „Liegende Akt“ von Walter Richard Sickert (*1860), das Porträt „John Minton“ von Lucian Freud (*1922) und der „Kopf von Gerda Boehm“ aus der Hand Frank Auerbachs. Der geborene Berliner Auerbach (*1931) kam mit acht Jahren im Rahmen eines Kindertransports aus Nazideutschland nach England. Dort traf er auf seine ältere Cousine Gerda, die zuvor mit ihrem Mann ausgewandert war. Sie sollte ihm Jahrzehnte später Modell sitzen.
Mit Piet Mondrian aus den Niederlanden (Bild oben), dem Iren Francis Bacon, Ronald Brooks Kitaj (USA), Lucy Rie (Österreich) Frank Bowling (Guyana) und Magdalene Odundo (Kenia) haben weitere Nationen ihre Spuren in der britischen Kunst hinterlassen. Um alle Zusammenhänge zu verstehen, gibt es einen ausführlichen Audioguide in der Smartphone-App „Bloomberg Connects“. Die Ausstellung kann täglich bei Sotheby’s in der New Bond Street 34/35 besucht werden. Öffnungszeiten und Informationen zum Begleitprogramm unter dem Link ganz unten auf dieser Seite.