Junge Kunst aus Frankreich. Die Malerei von Baptiste Pauthe feiert das Leben, die Liebe und die Leidenschaft.
Die Arbeiten des Franzosen Baptiste Pauthe sind energiegeladen, geradezu explosiv.
Was sehen wir da überhaupt? Frauen. Bevorzugt ausgezogen. Palmen, und viel Pastell. Dazwischen Architektur, und wir können in den Bildern lesen. Pauthe hinterlässt jede Menge Botschaften. Und selten hat ein Künstler im Interview so direkt und unverblümt auf unsere Fragen geantwortet. Geboren in Bayonne, wuchs er in Hossegor, der europäischen Hauptstadt für Surfer auf und ist dort aktives Mitglied der Kunstszene.
Man kann sich denken, dass er nicht nur Palette und seinen Pinsel, sondern auch das Brett beherrscht. „Surfen ist sehr inspirierend. Das wilde Meer ist für mich befreiend. Mit ihm zu verschmelzen, ist die Essenz des Surfens. Parallel dazu hat sich eine regelrechte Surf-Industrie und -Kultur entwickelt: Mode, Kleidung, aber auch Werbung und Image-Fotos, -Videos und -Shows.
Ich bin in dieser Bewegung aufgewachsen. Doch heute fühle ich mich eher von der Surfer-Kultur der frühen Jahre angezogen, den wilden Tagen und der „Love and Peace“-Generation. Ihre Farben waren hell, die Identitäten gut gestaltet und gewagt. Sehr grafisch und bunt. Ich liebe das.“ In seinen Werken spielt der weibliche Torso eine zentrale Rolle, doch Pauthe ist nicht auf der Suche „nach vulgären Konnotationen“, wie er sagt. „Der menschliche Körper bietet sehr schöne, sinnliche, kostbare und anschauliche Formen. Kunst ist für mich eine Art Flucht. Therapie.
Sie ist ein Zufluchtsort, der es mir erlaubt, Gefühle auf den Tisch zu bringen. Für mich sind das Geschichten aus dem realen Leben, die ich versuche neu zu schreiben. Es geht darum, die Intimität des Begehrens zu erweitern und ihr mit Worten, Farben und mehr oder weniger instinktiven Gesten Bewegung zu verleihen. Ich möchte eigentlich nichts mitteilen, außer dem Austausch mit einer Person, der entsteht, wenn ich sie liebe oder vermisse. Es sind Geschichten von manchmal übertriebener Liebe, die in Stürmen und Tänzen des Körpers vergraben ist.“ Doch Baptiste Pauthe ist nicht nur Surfer und Maler, sondern auch ausgebildeter Architekt. Baukunst als weitere Inspirationsquelle? „Das Studium hat mir die Möglichkeit eröffnet, einen Gedanken mit entsprechenden Werkzeugen auszudrücken.
Meine persönliche Herangehensweise an Architektur hat meine Intuition gestärkt. Es geht mir nicht um die Konstruktion an sich, sondern mich von der fertigen Form, dem zu erwartenden Ergebnis zu befreien. Die freie Geste kann ihre Berechtigung haben.“ In Pauthes Leinwandwelten ist sie präsent. „Malerei bietet einen Hauch von Freiheit, wenn es an der Zeit ist, Fantasie und Technik zu verbinden.“ Sie ist für ihn ein Ausgleich. „Es ist der Moment, in dem ich mit mir allein bin. Indem ich mit Flächen in hellen und pastellfarbenen Tönen arbeite, versuche ich das Verhältnis zwischen Fülle und Leere zu harmonisieren, wie ich es jeden Tag in der Architektur tue. Ich experimentiere mit einer scheinbaren Unordnung, aus der melancholische Erinnerungen und ineinander verschlungene Sätze hervorgehen, die eine vergangene Zeit beschreiben oder eine zu erbauende Fantasie-Zukunft. Das ist die Brücke zwischen beiden Disziplinen.“
Bliebe noch die Frage nach den Botschaften in den Werken. „Ich schreibe spontan und manchmal, um mich zu erinnern. In meinen Bildern verstecke ich die Worte gerne, sorge aber dafür, dass sie sichtbar bleiben. Ich schreibe sie oft auf dem Kopf oder spiegelverkehrt. Paradoxerweise habe ich den Eindruck, dass gerade das die Aufmerksamkeit der Menschen erregt, ihren Blick einfängt. Sie verbringen Zeit vor der Arbeit und entdecken immer neue Details. Ich schaue mir gerne Grafitti auf der Straße an, die sich abgenutzt haben. Texte an Wänden. Street Art übt einen großen Einfluss aus. Ihre Spontaneität“, so Pauthe, für den ein Bild dann fertig ist, „wenn es ausgewogen ist und etwas zu sagen hat.
Manche entstehen in einer Stunde, während andere Tage, Monate oder sogar Jahre brauchen. „Ich arbeite in Schichten aus Farbe. Dann zeichne ich Räume. Vieles ist stimmungsabhängig. Ein Bild kann viel Text enthalten, manchmal aber auch gar keinen.“ All das verdichtet sich zu Lebensmomenten. „Dinge, die man sieht, wahrscheinlich auch Filme, Comics und Kinderzeichnungen und natürlich beeinflussen auch meine Beziehungen vieles von dem, was ich mache. Die Euphorie des Augenblicks bei einem ersten Treffen, aber auch Zweifel und Unordnung, die alles umwerfen können. Die Einsamkeit und das Unerwartete. Reisen. Begegnungen. One-Night- Stands und Affären.
Durch das Surfen hatte ich die Möglichkeit, viel zu reisen. Und jetzt durch die Malerei. Meine Erfahrungen und der Austausch nähren meine Fantasie. Eine Stadt, die Kultur und der Mensch, den ich entdecke.“ So entsteht Schicht für Schicht auf der Leinwand. „Wie in der Architektur gibt es Vollflächen, die durch Materie oder eine hervortretende Farbe dargestellt werden können.
Es gibt Hintergründe und Vordergründe. Tiefe. Ein Bild kann sehr unordentlich oder ganz leer sein. Manche Bilder sind dagegen eher dicht, sie erzählen von einer Stimmung über einen längeren Zeitraum, sie haben eine kathartische Funktion.“ Das alles in drei Worten? „Yellow Submarine für den Morgen, Pinky Blues für den Tag und Purple Rain für die Nacht. Das waren aber jetzt sechs.“ Wen wundert das?