Die Casa Tuena in der Schweiz bietet Kunstschaffenden einen Raum, um abseits ihres Alltags kreativ zu sein. Was dabei entsteht, ist jetzt in Lausanne zu sehen.
Das Gebäude aus dem 18. Jahrhundert liegt am südlichen Ende des Poschiavo-Sees im italienischsprachigen Teil der Schweiz. Die „Casa Tuena“ wurde ursprünglich von Bauern als Arbeits- und Versammlungsort genutzt – ehe das Zürcher Architekturbüro ARC1706 sie ab 2018 sanierte und in einen temporären Aufenthaltsraum für Künstler verwandelte.
Kuratiert von Charlotte Sarrazin
Die erste Einladung ging an den in Oslo geborenen Deutsch-Norweger Marius Glauer. „Sein Oeuvre ist faszinierend, komplex und stark von der Natur beeinflusst. Seine fotografischen Arbeiten befassen sich mit dem Phänomen der Resonanz, indem sie futuristische Bilder schaffen, die aus der Zeit gefallen scheinen. Er war die perfekte Ergänzung für die Casa Tuena“, erklärt Charlotte Sarrazin.
Die Kuratorin der Basler Fondation Beyeler wählte Glauer aus und begleitete ihn während seines Aufenthalts im Val Poschiavo. „Wir führten zahlreiche Gespräche über Kunst, seine Arbeit, das Tal und die Menschen, die er dort traf“, erinnert sie sich. Eine Residenz wie Casa Tuena sei in der aktuellen Kunstlandschaft einzigartig, so Sarrazin. Es gebe keine Fristen und keine Produktionsanforderungen. Auch das Sujet spiele keine Rolle. Es können Schriftsteller, Kollektive oder bildende Künstler sein, solange sie bereit seien, „ihre Ideen und Praktiken mit anderen zu teilen und eine kulturelle Debatte anzustoßen, insbesondere mit den lokalen und kulturellen Gemeinschaften.“
Geerdet in der Landschaft
Der Rückzugsort in freier Natur soll Kreativen einen Raum für ihre Entfaltung liefern. Schon immer haben Schriftsteller und bildende Künstler die Auseinandersetzung mit der Landschaft gesucht, sich von Dingen inspirieren lassen, die sie dort vorfanden. Ob die Pause von alltäglicher Routine und Produktionsdruck auch Marius Glauer auf besondere Ideen gebracht hat, lässt sich noch bis 12. Mai 2024 in Lausanne begutachten.
Das Kollektiv „Bad Posture“ präsentiert dort seine Arbeit „Freeze“. Die Installation, die auf den außergewöhnlichen Ausstellungsort unter einer der historischen Brücken von Lausanne zugeschnitten ist, zeigt Marius Glauer als Grenzgänger zwischen Fotografie und Bildhauerei – mit Stillleben aus fotografischer Arbeit, Blumen, gefundenen Objekten und anderen Zutaten.
Casa Tuena: riendsoffriends.com
Marius Glauer: mariusglauer.com
Pad Posture, Lausanne: badposture.fyi