Die Neo-Archäologie des Collectif Grapain

Collectif Grapain

Arnaud und Maëva Grapain interessiert, was von unserer Zivilisation später einmal überbleibt. Vier Werke der Burg-Preisträger sind jetzt in Halle an der Saale zu sehen.

Die Kunsthochschule Halle auf Burg Giebichenstein, oft einfach „Burg“ genannt, vergibt seit 1975 den Gustav-Weidanz-Preis an junge Bildhauerinnen und Bildhauer. Die Preisträger vom letzten Jahr sind nun erneut in der Stadt zu Gast – mit einer Ausstellung im Kunstmuseum Moritzburg. Drei der vier Installationen wurden speziell für diesen Zweck geschaffen.

Ausstellung der Geschwister Grapain

Die beiden französischen Geschwister Arnaud und Maëva Grapain arbeiten seit ihrem Studium zusammen. Als Collectif Grapain fasziniert sie Vergänglichkeit und der Gedanke, was von der menschlichen Zivilisation übrigbleibt. Antike Pyramiden und Tempel etwa. Oder Mülltüten. Das Kollektiv entwirft aus Bausteinen der digitalen und natürlichen Welt biomorphe Bildmotive und Plastiken, die das Eigenleben von Maschinen, Netzwerken und künstlichen Räumen vermitteln sollen.

So wie im Werk „The Cherenkov Effect“ (2022), das nach einem blauen Lichtblitz benannt ist, der bei Kollision atomarer Teilchen im Brennelemente-Becken von Kernkraftwerken entsteht: Im thermogeformten Treibhaus aus Plexiglas wachsen Pilze auf einem Unterbau aus Holz, Acryl und Metallketten. Weil Pilze auch die erste Lebensform waren, die nach dem Atombombenabwurf auf die Stadt Hiroshima im 2. Weltkrieg den radioaktiv verseuchten Boden neu besiedeln konnten.

Plastiken aus Alltagsmaterialien

Die Materialien, die das Geschwisterpaar verwendet, sind breit gefächert. Aus Kabeln, Schläuchen, Glas, bedruckten Flächen und Holz, Steinwolle oder Hanfseilen werden skulpturale Kompositionen. Das zeigt auch „Carcasse“, eine der drei Neuschöpfungen: Stromkabel, Schlauchschellen, Lack und Wachse bilden drei Skulpturen, die wie Schlachtvieh an Stahlträgern hängen. „Pharmakon“ ist eine weitere Installation mit technoidem Erscheinungsbild, die an einen mittelalterlichen Kampfschild erinnert, auf dessen Rahmen Heilpflanzen abgebildet sind.

Mit ihrer Kunst wollen die Grapains auf den zerbrechlichen und beängstigenden Zustand unserer Umwelt hinweisen. Die Ausstellung mit dem Titel „Ghost Fire“ ist vom 19. Juli bis zum 13. Oktober 2024 geöffnet. Am 19. August und 27. September gibt es darüber hinaus öffentliche Führungen mit der Kuratorin und Sammlungsleiterin Anke Dornbach.

Die Neo-Archäologie des Collectif Grapain
Die Geschwister Maëva und Arnaud Grapain bilden zusammen das Collectif Grapain. Foto: Institut français
Die Neo-Archäologie des Collectif Grapain
„The Cherenkov Effect“, 2022, Holz, Acryl, Metallkette, Plexiglas, oberirdische Zucht von Austernpilzen. Foto: Volker Crone
Die Neo-Archäologie des Collectif Grapain
Detail aus „The Cherenkov Effect“, 2022, mit Austernpilzen. Foto: Volker Crone
Die Neo-Archäologie des Collectif Grapain
„Carcasse“, 2023, Stromkabel, Serflex, Metall, gebogenes IPN-Profil, beweglicher Wagen, Lack, Wachs. Foto: Volker Crone

Kunstmuseum Moritzburg