Was macht einen guten Stuhl aus? Für Vico Magistretti war es die schwierigste Disziplin im Design. Die Ausstellung „More or less 60 chairs in 60 years“ zeigt warum.
Kaum ein Möbelstück fordert Designer so kompromisslos heraus wie der Stuhl. Er verlangt Struktur, Balance und Komfort – und gibt dabei wenig Spielraum für Fehler. Vico Magistretti wusste das. Und gerade deshalb hat er dem Stuhl über Jahrzehnte hinweg so viel Aufmerksamkeit gewidmet. In der Ausstellung „More or less 60 chairs in 60 years“ zeigt die Mailänder Fondazione jetzt, wie aus dieser Auseinandersetzung eine ganze gestalterische Welt entstanden ist.
Zu sehen sind über sechzig Stühle, die Magistretti zwischen den frühen 1960er Jahren und den 2000ern entwarf. Manche wurden Ikonen, andere blieben Entwürfe. Gemeinsam erzählen sie von einer Haltung zum Design, die bis heute nachwirkt: funktional, präzise, unaufgeregt und voller Gedankentiefe.
Kuratiert wurde die Ausstellung von Luca Poncellini, der sich dafür tief in das Archiv der Fondazione begeben hat. Neben den Stühlen selbst stehen Skizzen, Briefe, Werkverträge und Fotografien im Fokus. Auch die Geschichten hinter den Objekten werden sichtbar: kreative Umwege, Begegnungen mit Produzenten, technische Herausforderungen und Momente der Neudefinition. So wird deutlich, wie sehr Magistretti seine Entwürfe als Prozess verstand – als wiederholtes Nachdenken über Form, Funktion und Kontext.
Besonders schön: Einige der Stühle können vor Ort ausprobiert werden. Denn „More or less 60 chairs in 60 years“ ist nicht nur zum Anschauen gedacht, sondern zum Sitzen, Erleben und Verstehen. Wer Platz nimmt, merkt schnell: Hier geht es nicht nur um Möbel, sondern um Haltung.
„More or less 60 chairs in 60 years“ ist vom 3. April 2025 bis zum 26. Februar 2026 in der Fondazione in der Via Bellini 1 in Mailand zu sehen. Zur Eröffnung am 2. April lädt das Haus ab 19 Uhr ein. Während der Mailänder Designwoche ist der Eintritt frei.



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