Es muss nicht immer Sylt sein. Oder Rügen. Unter den mehr als 100 Inseln vor Deutschlands Küsten gibt es verborgene Schönheiten zu entdecken. Tipps für den Inselurlaub in Deutschland:
Warum in die Ferne schweifen, wenn der Traumstrand oder das Naturparadies ganz nah sind? Und wir reden nicht von Sylt, wo im Sommer ohnehin der Bär tobt. Die deutsche Küste hat noch mehr zu bieten – für eine Auszeit fernab ausgetrampelter Urlaubspfade.
Ostfriesland ruft – nach Juist, Langeoog & Co
Das „Inselloft“ auf Norderney? Klar, eine der angesagten Destinationen mit Seeblick, eigener Bäckerei und der dazugehörigen Party-Location „Milchbar“. Gleich daneben: das „Seesteg“, ein Relais & Chateaux-Hotel, dessen Küche der Guide Michelin immer wieder mit einem Stern auszeichnet.
Aber geht’s nicht auch ein wenig ruhiger und beschaulicher? Da wäre die Nachbarinsel Juist. Als selbsternannte Entschleunigungsinsel nimmt man es mit dem Ferienprogramm hier nicht so genau. Lange weiße Sandstrände oder idyllische Salzwiesen sind Unterhaltung genug. Und statt Posing mit dem Sportwagen an der Strandbar gibt es nur Bollerwagen und Pferdekutschen. Autos sind nicht erlaubt. Die erste Herberge am Platz hieß früher mal Kurhaus und sieht auch noch so aus: Das heutige „Strandhotel Juist“ lädt mit imposanter Grand-Hotel-Architektur aus dem 19. Jahrhundert und geschmackvoll renovierten Zimmern oder Appartements zum Aufenthalt ein.
Auf der gegenüberliegenden Seite von Norderney liegt Langeoog, Paradies für Badegäste, Wellensurfer und Beachvolleyballer mit 14 Kilometer Sandstrand. Auch hier lässt es sich gut essen und schön wohnen – in der „Sandburg“ etwa, einem Boutique-Hotel in den Dünen mit 45 Zimmern, Roof-Top-Bar und Pool auf dem Dach. Nur einen Inselhüpfer entfernt folgt Spiekeroog, die nördlichste Gemeinde Ostfrieslands und ein Traumziel für Naturfreunde. Keine andere Insel der Gruppe verfügt über einen so großen und alten Baumbestand. Es riecht nach Wald und Meer, aber niemals nach Abgasen, denn Spiekeroog ist autofrei.
Gleiches gilt für das benachbarte Wangerooge, eine Insel, die sich Touristen im Frühjahr und Herbst mit Tausenden Zugvögeln aus Grönland, Sibirien oder Skandinavien teilen. Die Tiere machen hier Rast, was ein einzigartiges Naturschauspiel bietet. Die Inselbahn fährt während dieser Zeiten extra langsam und erlaubt ihren Fahrgästen so, das Treiben aus der Nähe zu beobachten.
Amrum und Föhr – Sylts interessante Schwestern
Wen es nach Nordfriesland zieht, der sollte mindestens einmal auch Amrum besucht haben. Die Insel südlich von Sylt ist für ihre reetgedeckten Friesenhäuser bekannt – und für ihren Kniepsand. Die mehr als 10 Kilometer lange und knapp 2 km breite Sandbank vor der Küste Amrums existiert bereits seit Jahrhunderten und wanderte immer näher an die Insel heran. Heute bildet sie Europas größten Badestrand. Die örtlichen Naturschutzvereine bieten pro Jahr mehr als 1.400 Wanderungen über Dünen und Kniepsand, durchs Watt oder zu frühgeschichtlichen Fundstellen an.
Weiter östlich inmitten des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer liegt die größte und bevölkerungsreichste deutsche Insel ohne Landverbindung: Föhr. Entsprechend groß ist dort das Freizeitangebot. Es umfasst Wassersportarten wie Segeln, Wind- und Kitesurfen ebenso wie Radtouren oder Spaziergänge durchs Wattenmeer. Auch hier gibt es noch die typischen Friesenhäuser – nicht selten als charmante Unterkunft, etwa im Hotel „Rackmers Hof“ in Oevenum oder als Ferienwohnungen im reetgedeckten „Ohl Dörp“ in Wyk.
Inselperlen in der Ostsee
Rügen mag die bekannteste Insel an der vorpommerschen Boddenküste sein. Aber sie ist beileibe nicht die einzige sehenswerte. Einer unserer Favoriten heißt Hiddensee. Als autofreie Insel, nur durch eine Sandbank von Rügen getrennt, eignet sie sich besonders für Radtouren und Spaziergänge in unberührter Landschaft. Auf den Spuren prominenter Urlauber lässt sich durch malerische Dörfer mit reetgedeckten Häusern wandern. Zeitgenossen wie Albert Einstein, Thomas Mann, Sigmund Freud oder Gerhart Hauptmann verbrachten hier im 20. Jahrhundert ihre Sommer.
Gleich nebenan liegt Ummanz, Rügens kleine Schwester, wie die Insel auch genannt wird. Sie ist seit 1901 durch eine Brücke mit Rügen verbunden. Wie Hiddensee gehört Ummanz zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, was den 20 Quadratkilometer großen Urlaubsort zu einem idealen Ausgangspunkt für Naturbeobachtungen macht. Besonders Vogelfreunde finden im größten Naturschutzgebiet der deutschen Ostseeküste ein ideales Betätigungsfeld.
Auf der anderen Seite Rügens, an der Schwelle des Boddens zum offenen Meer, wartet ein weiteres Stück Natur auf Entdeckung: Die Greifswalder Oie, kaum mehr als einen halben Quadratkilometer groß, wird auch gerne als „Helgoland der Ostsee“ bezeichnet. Wie ihr Pendant in der Nordsee wird sie nicht so sehr wegen architektonischer Reize besucht, sondern ob der Flora und Fauna. Das Eiland beherbergt – neben einem Leuchtturm von 1853 und Bunkerresten aus DDR-Zeiten – eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten. Es ist nur per Schiff im Rahmen geführter Exkursionen erreichbar, da die Zahl der Besucher auf 50 Personen pro Tag begrenzt ist.
Als Ausgangspunkt für Ausflüge in die vorpommersche Boddenlandschaft bietet sich Rügen an – und die weiter östlich gelegene Insel Usedom. Dort, an der Grenze zu Polen, wechselt sich traditionelle Bäderarchitektur aus dem 19. Jahrhundert mit modernen Unterkünften ab. So kommen auch Luxus suchende oder designverwöhnte Urlauber und Urlauberinnen auf ihre Kosten.