Tischlein, deck Dich – zur Inspiration

Eine kunstvoll gedeckte Tafel ist ein Genuss. Besonders, wenn es sich bei den präsentierten Gedecken um echte Kunst handelt.

Isabelle Castanier bittet zu Tisch: Die Innenarchitektin öffnet zum zweiten Mal ihr Elternhaus. Vom 4. Juli bis zum 24. August findet dort die Ausstellung „Ein Haus in Saint-Tropez – Tische und intime Geschichten“ statt. Es liegt am Place des Lices, mitten im französischen Küstenort. Dieses Mal hat sich die Kuratorin jedoch Unterstützung geholt: Héléne Aguilar, die für ihren Podcast „Où est le beau?“ (Wo ist das Schöne?) dutzendfach ökologisch interessierte Designerinnen, Architekten, Landschaftsgärtner und andere Zeitgenossen interviewt hat, ist mit von der Partie.

Zusammen wählten die beiden rund zwanzig Kunstschaffende, Handwerker und Designer aus, die sich – wie sie selbst – Gedanken über die Umweltauswirkungen des modernen Lebens machen. Thema der Ausstellung sind die Beziehungen und Geselligkeiten, die – nicht nur in Frankreich – bei Tisch gepflegt werden. „In einer Welt des ständigen Wandels und der Suche nach Stabilität wird das Zuhause zu einem Zufluchtsort und der Tisch zu einem Raum der Versöhnung, einem Ort der Schönheit, der Güte und der Wahrheit“, so Isabelle Castanier im Begleittext zur Ausstellung.

Sieben Szenarien, übers Haus verteilt

Möbel, Malereien, Textilien, Fotografien, Skulpturen und Installationen werden übers ganze Haus verteilt. Die Kreativen nutzten für ihre Werke häufig natürliche, massive oder unverarbeitete Materialien, die teilweise auch gesammelt oder einfach recycelt wurden. Audrey Ballacchino aus der Auvergne steuert ihre sizilianisch inspirierten Skulpturen bei. Daneben: geflochtene Strohmöbel von Emma Bruschi und Léa Bigots Keramiken. Azur präsentiert mit Naturstoffen gefärbte Textilien und Hors Studio bringt Möbel aus Leatherstone mit, einem patentierten Material aus pulverisierten Lederresten, das ohne Brennen hart wie Stein wird.

Dazwischen stellt Guillaume Blot seine dokumentarischen Fotografien aus, die eine besondere Seite französischer Gastlichkeit zeigen: Für das Projekt „Rades“ reiste der Fotograf vier Jahre lang durchs Land, um Bistros, ihre Besitzer und ihre Stammgäste abzulichten. Der Name der Fotoserie ist vom französischen Slang-Begriff für Kneipen im heimischen Viertel abgeleitet. Eine gastronomische Gattung, die laut Blot vom Aussterben bedroht ist. „In den 1960er-Jahren gab es in Frankreich noch über 200.000 Bars, doch die Zahl der Lizenzen ist seitdem drastisch gesunken und liegt derzeit nur noch bei 40.000.“ Genuss und Tischkultur für kommende Generationen zu bewahren – auch das ist ein Anliegen der Ausstellung von Isabelle Castanier und Héléne Aguilar.

„Une maison à Saint-Tropez, tables et récits intimes“

Juli bis 24. August 2024

Täglich von 10h-13h und 16h-20h

Montag bis Freitag nur nach Vereinbarung

Place des Lices, 17 Avenue Foch, 83990 Saint-Tropez

Tischlein, deck Dich – zur Inspiration
Zum Anbeißen? Tisch-Installation im Elternhaus von Isabelle Castanier. Foto: Mathilde Hiley
Tischlein, deck Dich – zur Inspiration
Kunstvolle Tischdekoration kann auch Kunst im allgemeinen Sinne sein. Foto: Mathilde Hiley
Tischlein, deck Dich – zur Inspiration
Im Rahmen der Ausstellung werden verschiedene Tisch-Szenen aufgebaut. Foto: Mathilde Hiley
Tischlein, deck Dich – zur Inspiration
Zum Benutzen schön: handwerklich hergestellte Tischwaren. Foto: Mathilde Hiley
Tischlein, deck Dich – zur Inspiration
Die Innenarchitektin und Kuratorin in ihrem Elternhaus. Foto: Mathilde Hiley

Isabelle Castanier Architecture