Stoffe, Teppiche und Tapeten – mehr ist nicht nötig, um ein altes Gemäuer prachtvoll und gemütlich zu machen. Das hat Pierre Frey gerade in Paris gezeigt.
Wer bisher nicht glauben mochte, dass Stoffe und Tapeten einen Raum radikal verändern können, der wurde in Paris eines Besseren belehrt. Auf der Déco Off, dem jährlichen Hochamt für Heimtextilien und Wandbeläge, hatte Pierre Frey ins Hôtel de Guise geladen. Das historische Stadtpalais im siebten Arrondissement beeindruckt mit morbidem Charme. Erbaut im frühen 18. Jahrhundert, wohnt schon lange niemand darin. Die leeren, unbeheizten Räume sind dem allmählichen Verfall preisgegeben. Sie dienten schon als Filmset, Event-Location und als Schauplatz für die Design-Ausstellung „Thema“.
Stoffe, Teppiche und Tapeten verwandeln das Interieur
Auch bei unserer Visite im Januar 2025 ist es bitterkalt. Mitarbeiter von Pierre Frey verteilen Tee an die Besucher – als Getränk und Handwärmer. Doch beim Betreten der Räume sind die Umgebungstemperaturen schnell vergessen. Das traditionsreiche Stoff- und Einrichtungslabel hat kleine Wunder vollbracht im Hôtel de Guise. Es beauftragte Elizabeth Leriche mit der Inszenierung seiner Kollektionen. Die Pariser Szenografin und Trend-Expertin entwarf um Pierre Freys Muster und Themenwelten herum das passende Ambiente.
Die Kollektion „Déserts“ in den Farben der Wüste
Im Foyer: meterhohe Stoffbahnen mit dem Dattelpalmen-Dekor „Dattiers“, das die sonst nackte Eingangshalle in einen Wintergarten verwandelt. Läufer aus Teppichboden mit dem Quellen-Motiv „La Source“ (Bild oben) führen hinauf in die Wohnräume, begleitet von grafischen Wandteppichen. Die neue Kollektion „Déserts“ (Wüsten) ist in allen ihren Ausprägungen zu sehen – mit Stoffen, Tapeten, Teppichen und Vorlegern. Wir können Beduinen in bunter Kleidung entdecken, wunderbar gestickt auf Leinenstoff („Bedouins“). Oder gemusterte Textilien in Wüstentönen, die ein Nomadenzelt bilden, das so auch irgendwo in der Sahara stehen könnte.
Außerdem zu sehen: Pierre Freys Kollektionen „Fantasy“ und „Thalassa“ sowie der Baumwollsamt „Chroma“, eine Kooperation mit der iranisch-französischen Architektin und Designerin India Mahdavi. Zwischen all den Neuheiten lugt die marode Bausubstanz hindurch. Sie ist immer noch da. Doch niemand nimmt sie mehr wahr. Die Ausstellung hat das Gebäude transformiert – so schnell und eindrucksvoll, wie es wohl nur Heimtextilien und Tapeten vermögen.