Hanna Hofmann-Stirnemann war die erste Museumsdirektorin Deutschlands. Und sie hat viel für die Wahrnehmung von Frauen in der Kunst getan.
Gabriele Münter porträtierte sie 1934 als moderne, selbstbewusste Frau: in gelber Bluse und rotem Pullunder, Zigarette in der Hand. Das Ölgemälde hängt als Dauerleihgabe im Landesmuseum Oldenburg, wo die Karriere von Johanna Hofmann-Stirnemann begann. Die studierte Kunsthistorikerin trat dort 1927 eine Stelle als Volontärin an. Ihr weiterer Weg sollte sie über das Heimatmuseum im thüringischen Greiz bis nach Jena führen, wo sie im April 1930 die Leitung des Kunstvereins übernahm. Eine neue Biografie zeichnet nun ihren Lebensweg nach.
Erste Museumsdirektorin in Deutschland
Hanna Hofmann-Stirnemann leitete als erste Frau in Deutschland ein Museum. Und sie tat dies nicht nur mit Sachverstand, sondern auch mit großer Leidenschaft. Ihr besonderes Anliegen galt der Avantgarde und den weiblichen Positionen in der Kunst. Bereits ihre ersten Ausstellungen im Stadtmuseum Jena waren Paula Modersohn-Becker, der Fotografin Aenne Biermann und jungen Malern am Bauhaus gewidmet. 1934 präsentierte sie eine Werkschau mit Gabriele Münters Ölgemälden aus 25 Schaffensjahren.
Im Konflikt mit dem NS-Regime
Ihr Auftreten als moderne Frau und ihre Ausstellungen mussten zwangsläufig mit dem Zeitgeist und der NS-Politik kollidieren. Hinzu kam, dass Jenaer Bürger sich darüber beschwerten, die Museumsleitung würde alteingesessene Künstler vernachlässigen. Der Kunstverein verstehe nicht, welche Aufgaben er „innerhalb der Volksgemeinschaft“ zu erfüllen habe. 1935 wurde eine Ausstellung des auch in NS-Kreisen umstrittenen Künstlers Franz Radziwill vorzeitig geschlossen. Der Druck auf Hofmann-Stirnemann nahm so weit zu, dass sie kündigte und Jena verließ.
Folgejahre in der DDR und BRD
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Hofmann-Stirnemann als Bürgermeisterin im thüringischen Hainichen tätig und arbeitete als Leiterin des Schlossmuseums Rudolstadt, konnte sich aber mit der restriktiven Kulturpolitik der DDR nicht arrangieren. Nach einem weiteren Umzug mit ihrem Mann nach West-Berlin wurde sie – inzwischen unter dem Namen Johanna Hofmann bekannt – zur Geschäftsführerin des Deutschen Werkbundes.
Die Biografie „Eine Frau als Museumsdirektorin – Hanna Hofmann-Stirnemann (1899-1996)“ beleuchtet ihr Leben. Zwei Kunsthistoriker, Dr. Gloria Köpnick und Dr. Rainer Stamm, haben dafür in Archiven recherchiert und Quellen geprüft. Ihr Buch, dessen Titel auf eine Schlagzeile der Zeitschrift „Die Frau“ aus den 30er-Jahren anspielt, zeichnet einen ebenso faszinierenden wie tragischen Weg durch verschiedene politische Systeme. Und es würdigt Hofmann-Stirnemanns kompromissloses Engagement für die Kunst und das Kunstgewerbe jener Zeit – insbesondere, wenn es um Frauen ging.
„Eine Frau als Museumsdirektorin“ von Gloria Köpnick und Rainer Stamm
Format 24 × 15 cm, 172 Seiten
Taschenbuch, 28 Euro
ISBN 978-3-95498-824-2