Marc Lunghuß verknüpft in seinem Roman „Am Boden“ eine Familiengeschichte mit der Historie des Teppichbodens. Das verspricht interessant zu werden.
Der gerippte Teppichboden auf dem computergenerierten Buch-Cover sieht nach Kaschmir-Ziegenhaar aus – dem Naturprodukt eines deutschen Herstellers, das sich bis heute großer Beliebtheit erfreut. Aber wir können uns auch täuschen. Der Roman von Marc Lunghuß ist noch nicht veröffentlicht. „Am Boden“ erscheint erst zur Frankfurter Buchmesse am 15. Oktober 2024. Das Buch handelt vom Popularitätsverlust textiler Bodenbeläge und verknüpft diese Entwicklung mit einer Familiengeschichte.
Auf- und Abschwung des Teppichbodens
Das hat autobiografische Züge, denn Lunghußens Vater war Handelsvertreter für Teppichboden, bereiste im Auftrag der Firma Vorwerk mit seinen Musterkoffern ganz Niedersachsen. Ganz ähnlich wie die Hauptfigur im Roman, die zuerst die goldenen Teppichbodenjahre der 1970er und 80er erlebte und dann den Aufschwung des Parketts in den 90ern. Velours und Schlinge waren nicht mehr so beliebt, gerieten gar in Verruf als Schmutzfänger und Milbennest.
Tod eines Handlungsreisenden
Als der Vater stirbt, wird die Kleinfamilie westdeutschen Durchschnitts im Buch vollends erschüttert. „Am Boden“ spielt in den sechs Tagen, die zwischen Tod und Beerdigung liegen. Im Citroën des Vaters irrt der Sohn auf den Straßen Niedersachsens herum – immer auf der Flucht vor der eigenen Trauer und getrieben von einem schwelenden Konflikt. Der Klappentext dazu: „Sein Leben lang hat der Sohn den Vater für das freundliche Wesen und die weiche Teppichware verachtet, mit denen dieser hausieren ging. Hielt ihn für einen Verlierer, der in einer rücksichtslosen Gesellschaft das perfekte Opfer abgab. Doch mit jedem Kilometer seiner scheinbar ziellosen Fahrt kommt der Sohn dem Vater näher, und Verachtung entpuppt sich als tief empfundene Liebe.“
Das klingt nach interessantem Lesestoff – und nach einem Plädoyer, in unserer turbulenten, von Auseinandersetzungen geprägten Zeit mal einen Gang zurückzuschalten. Um, wie es so schön heißt, auf dem Teppich zu bleiben.
„Am Boden“ von Marc Lunghuß
Format 22,2 × 13,6 cm, 192 Seiten
Hardcover, 24 Euro
ISBN 978-3-9821-7056-5