Der Star-Designer hat dem Olivenöl in Spanien ein Denkmal gesetzt – mit einer Architektur, die Kunst und kulinarischen Genuss vereint.
Das erste Olivenöl-Museum der Welt steht in Andalusien. Philippe Starck hat es bei Ronda erbaut, einer Kleinstadt in der Provinz Málaga, rund eine Autostunde von Marbella entfernt. Das Gebäude schmiegt sich in die Berglandschaft Serranía de Ronda und ragt gleichzeitig aus ihr hervor. Der monolithische rote Kubus mit einem überdimensionalen Stierhorn aus Stahl und einem großen Betonauge lässt Assoziationen zu Spaniens großen Surrealisten in der Kunst aufkommen: Dalì, Miró, Buñuel, Domínguez. Ein weithin sichtbares, architektonisches Statement.
Ein Projekt mit 30 Jahren Geschichte
Die Bauskulptur ist das jüngste Produkt einer Männerfreundschaft, die vor drei Jahrzehnten in Madrid begann. Starck traf dort den spanischen Investment-Banker Pedro Gómez de Baeza. Beide liebten Olivenöl und de Baeza war gerade dabei, einen 200 Jahre alten Olivenhain und eine Presse namens LA Amarillo in ein modernes Unternehmen zu verwandeln. Der französische Star-Designer stieg als Aktionär und künstlerischer Leiter ein – mit der Forderung, dass die Produktion pestizidfrei und ökologisch zu erfolgen habe. Die Olivenöl-Marke „LA Organic“ war geboren.
Rund um die Ölmühle bei Ronda haben die beiden eine Art sanften Öltourismus entwickelt. Im Jahr 2019 begann LA Organic mit geführten Wanderungen, auf denen Besucher die Olivenhaine und Weinberge erkunden konnten – vorbei an Gemüsegärten, Lavendelbüschen, Zypressen und Metallskulpturen des Designers. Im angegliederten Restaurant, dem LA Organic Greenhouse werden Spezialitäten wie Iberico Schinken aus Eichelmast, Ziegenkäse aus Cádiz und frische Gartensalate serviert.
Übernachtungsgäste residieren direkt auf dem Gelände, in einem traditionellen andalusischen Cortijo. Stefano Robotti, Architekt und Mitarbeiter Phlippe Starcks, hat das Bauernhaus aus dem 19. Jahrhundert restauriert. Es gibt eine Bibliothek, einen Pool und eine 15 Quadratmeter große Terrasse, von der aus Gäste die Serranía de Ronda überblicken können.
Surreale Tour durch die Welt des Olivenöls
Das alles ist freilich nichts gegen das, was sie im neu eröffneten Museum erwartet. „La Almazara ist ein außergewöhnlicher, unglaublicher und wunderbarer Ort, an dem Besucher eine kraftvolle, radikale Erfahrung machen, die herausfordert und verwandelt“, verspricht Philippe Starck. Der brutalistische Bau, dessen Bullenhorn von einem U-Boot-Hersteller zusammengeschweißt wurde und dessen Picasso-artiges Auge immer wieder mystischen Rauch ausstößt, bildet den Rahmen für eine surreale Tour durch die Welt des Olivenöls.
In die Innenwand aus Corten-Stahl ist eine monumentale Olive eingelassen. Ein raumhohes Stierkampfschwert zieht die Blicke ebenso auf sich wie ein riesiges Metallrohr über dem Trog in der Mitte, der jederzeit einen Schwall Öl aufzunehmen verspricht. Ein intensives Spiel aus Licht und Schatten stimmt die Besucher auf die Verkostung hauseigener Bio-Öle ein. Dazu gibt es frisch gebackenes andalusisches Brot und – bei entsprechender Vorbuchung – auch landestypische Vorspeisen aus der Region um Ronda. „LA Almazara ist eine Hommage an den Respekt vor Olivenöl, der auf allen Zivilisationen gründet, die vor uns kamen“, so Philippe Starck.